Monatsgedanke November

Im November wird in den Kirchen über die Vergänglichkeit und damit auch über die Verletzlichkeit nachgedacht. Das ist ein Thema, das einen tendenziell schweren Stand hat: Denn häufig wird Verletzlichkeit mit Schwäche und nicht mit Stärke gleichgesetzt. Wer will dann seine Verletzlichkeit zeigen, wenn er als Versager gilt? Sie wird darum oft verdrängt. Die Verletzlichkeit aber gehört zum Menschen. Es gibt Zeiten, da ist man verunsichert, weiss vielleicht nicht einmal genau, wer man ist und braucht andere, die einen liebevoll begleiten. Wer krank wird, auf eine Diagnose warten muss, ist verletzlich und vielleicht ist auch die Angst da, nicht mehr gesund zu werden. Wer verlassen wird, ist verletzlich, denn es tut weh, zurückgewiesen zu werden.

Der christliche Glaube dreht diese Vorstellung, was stark und was schwach ist, um. Gerade in der Verletzlichkeit von Jesus zeigt sich die Stärke von Gott: Er wurde verletzlich, weil er der Konfrontation mit den Mächtigen nicht ausgewichen ist und gleichzeitig nicht bereit war, die Liebe zu opfern. Das ist eine Einladung, im eigenen Leben die Verletzlichkeit anzunehmen. Damit gewinnt man auch etwas, weil man sich keinen Panzer zulegen muss, um sich zu schützen. Das Leben kann dann in seiner ganzen Tiefe und Breite angenommen werden und gerade in der Akzeptanz der Verletzlichkeit kann man durchlässig, offen und in Verbindung bleiben mit Gott, sich selber und anderen.

Text: Meret Engel; Bild: Verletzlichkeit gehört zum Menschsein. Das zeigt auch das Bild Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit (Mai 1890). Quelle: Wikipedia

 

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